Petition

STOPPT DAS GEPLANTE BAUGEBIET „ACKMANN“! STOPPT DIE 19. ÄNDERUNG DES FNP „THEBUSHELMDE“ STOPPT DEN BEBAUUNGSPLAN NR. 480 „ACKMANN“

 

Anlass 

Dort wo die Natur wieder ihren Platz eingenommen, sich die Pflanzen- und Tierwelt wieder ihren Lebensraum zurückgeholt hat, weil auf der Grünfläche Kleingärten aufgegeben wurden, plant die Stadt Bremerhaven seit 2017 ein Neubaugebiet, das in seiner Entstehung extrem schwere Auswirkungen auf Natur, Landschaft, sowie diverse Pflanzen- und Tierarten hätte.

Das Vorhaben der Stadt wird von den zuständigen Ämtern und regierenden Politiker:innen der Koalition damit erklärt, dass mit der Erschließung neuer Baugrundstücke für Ein- und Mehrfamilienhäuser weniger Bremerhavener:innen in den sogenannten „Speckgürtel“ nach Niedersachsen abwandern würden. Zudem wird vom Magistrat behauptet, dass die Nachfrage nach Einfamilienhäusern in Bremerhaven besonders groß sei.

 

Argumente gegen das geplante Baugebiet „Ackmann“: 

- Das geplante Baugebiet „Ackmann“ als urbanes Wohngebiet befriedigt nicht die angeblich hohe Nachfrage an Einfamilienhäusern (eine belastbare Statistik liegt Uns bisher nicht vor)! Seit Jahren läuft es in der Stadt Bremerhaven doch so, dass Grundstücke mit einem vorhandenen Einfamilienhaus von Bauunternehmen aufgekauft werden. Die Häuser werden dann abgerissen, um auf dem Grundstück ein oder mehrere Mehrfamilienhäuser zu errichten.

So geschehen am Dorumer Weg, wo ein Grundstück mit Einfamilienhaus und Garten mit drei Doppelhäusern ersetzt wurde und nicht mehr ein Quadratmeter Rasen dort Platz hat! Gelten die Vorschriften der Baunutzungsverordnung nicht mehr, dass nur 30 %, 40 % oder 60 % eines Grundstücks bebaut werden dürfen? – vor allem in einer Einfamilienhaussiedlung wie Buschkämpen...


- Die Aussage vonseiten des Magistrats, dass Familien nicht in Etagenwohnungen wohnen wollen beißt sich mit dem stillen Zugeständnis der Stadt an Bauunternehmen, die vor allem in Siedlungen, die von Einfamilienhäusern geprägt sind, auf engstem Raum in die Höhe bauen dürfen!

- Die Annahme im FNP von 2006 „Die Stadt blutet latent aus“ trifft in keinster Weise mehr zu! Die Einwohnerzahl Bremerhavens stagniert seit einigen Jahren. Die Strategie zur Gewinnung von Neubürger:innen mithilfe von neu ausgewiesenen Bauflächen für Ein- und Mehrfamilienhäusern ist zweifelhaft. Hinzu kommen die drastisch gestiegenen Erschließungs- und Baukosten. Wie kann sich eine Familie mit Kindern den Traum vom Eigenheim verwirklichen, wenn dieser in etwa eine halbe Million Euro kostet?

- Das gesamte Areal hat eine Größe von rund 5,8 Hektar – das sind 58000 m2 Grünfläche mit hoher ökologischer Qualität, die den Bürger:innen der „Klimastadt“ Bremerhaven verlustig gehen! Wir sind mit Grünflächen unterversorgt, denn über Jahrzehnte mussten diese dem „Bauwahn“ der Stadt weichen.

- Das Gebiet ist die Heimat unzähliger Vogelarten, Säugetiere und Amphibien sowie Reptilien! So ist die im Gebiet lebende Kreuzotter laut Bundesnaturschutzgesetz besonders geschützt und steht auf der Roten Liste der Bundesrepublik Deutschland als stark gefährdet. Es findet sich ein hoher Altbaumbestand im Gebiet.

- Das geplante Baugebiet trägt zum Verlust der biologischen Vielfalt bei!

- Das Fleth „Ackmann“ ist nicht nur ein schützenswertes Biotop, das zahlreichen Pflanzen- und Tierarten Lebensraum bietet, sondern auch als Teil der „Alten Geestschleife“ ein Geotop, das als Zeuge der Flußgeschichte der Geeste erhaltungswürdig ist! Das Bio- und Geotop ist durch das geplante Baugebiet in Gefahr, denn im Zuge der Entwicklung wird in das Gewässer massiv eingegriffen (z.B. Bau einer Brücke über den Ackmann, um in das Erschließungsgebiet zu gelangen).

- Wenn im Gebiet Ackmann gebaut, Boden verdichtet und versiegelt wird, dann verlieren die Böden ihre Funktion! Sie sind aber laut Bundesnaturschutzgesetz so zu erhalten, dass sie ihre Funktion im Naturhaushalt erfüllen können. In den Böden fixierter Kohlenstoff wird nicht mehr erhalten (u.a. Torfe). Gebundene Schadstoffe werden freigesetzt. Das Grundwasser wird dadurch negativ beeinträchtigt. Im Boden lebende Organismen werden isoliert oder sogar abgetötet. Eine Bebauung bedeutet auch das Risiko einer erhöhten Bodenerosion.

- In den Böden des Gebiets Ackmann schlummert eine ökologische Katastrophe! Hier kommen laut dem Geologischen Dienst für Bremen sogenannte potentiell sulfatsaure Böden in Tiefen bis etwa 15 m vor. Wenn diese Böden mit Luft (Sauerstoff) in Kontakt kommen, dann entfalten sie ihr umweltgefährdendes Potential. Dies ist der Fall bei Belüftung durch Baumaßnahmen (z.B. Straßenbau, Auskofferung für Gebäudefundamente bei setzungsempfindlichem Baugrund) und/oder Absenkung des Grundwasserspiegels (z.B. Versiegelung). Die Böden versauern und schädigen Pflanzen bzw. hindern diese am Wachstum. Das Sicker- und Grundwasser wird durch erhöhte Sulfat-, Aluminium- und Schwermetallkonzentrationen stark verunreinigt und schädigt Pflanzen, sowie angrenzende Gewässer, die zusätzlich durch einen erhöhten Eiseneintrag verockern. Die Pflanzen und Tiere, sowie das Fleth Ackmann mit seiner aquatischen Flora und Fauna sind durch potentiell sulfatsaure Böden bedroht!

- Es ist 5 nach 12, was den Klimawandel betrifft: Die Klimafolgen für die „Seestadt“ werden immens sein! Da ist es doch in keinster Weise zu rechtfertigen, dass eine Grünfläche in dieser Größenordnung dem Beton weichen muss! Das Entwässerungskonzept läuft auf Kanalisierung und nahezu 100 % Oberflächenversiegelung hinaus, die Wir in ähnlicher Form in neugebauten Siedlungen in Leherheide beobachten können.

- Es ist angesichts eines hohen Wohnungsleerstands (ca. 5000 Wohnungen, siehe Weser Kurier vom 14. Mai 2021) in Bremerhaven nicht nötig zusätzlich Flächen in diesem Ausmaß zu versiegeln!

- Neben der dichten und artenreichen Vegetation zeichnet sich die Grünfläche als Frisch- und Kaltluftschneise Bremerhavens aus, welche dem Stadtklima zu Gute kommt (Stadtklimaanalyse 2019)! Jeder Quadratmeter Verlust an Grünfläche und Baumbestand im Osten von Bremerhaven wird die Auswirkungen des Klimawandels besonders auf die Innenstadt verschlimmern (z.B. höhere Temperaturen im Sommer).

- Der Klimawandel und der in Bremerhaven ausgesprochene Klimanotstand verändern alles! Die Pläne das Gebiet Ackmann als Baugebiet auszuweisen und parallel dazu die Änderung des Flächennutzungsplans „Thebushelmde“ anzuschieben war 2017 schon sehr umstritten und ist heute unter den veränderten Rahmenbedingungen des Klimanotstands mehr denn je politisch unverantwortlich.

- In dem aktuell gültigen Landschaftsprogramm (Lapro) für Bremerhaven von 1991, sowie dem letzten Entwurf des neuaufgestellten Lapro von 2020 wird das Gebiet als eine "im ganzen erhaltungswürdige Landschaft“ bezeichnet!

- Außerdem werden im Lapro (2020) Vogelschutzmaßnahmen angeregt! Und wie in Teil I - Begründung der 19. Änderung des FNP „Thebushelmde“ vom Stadtplanungsamt geschrieben, soll das „Lapro“ deshalb überarbeitet werden. Es soll aber nicht vor Ende des Flächennutzungsänderungs- und Baugehnehmigungsverfahrens „Thebushelmde“ bzw. „Ackmann“ verabschiedet sein.

- Es wird vonseiten des Magistrats gegen das Lapro mit seinen Naturschutzvorgaben gehandelt! Das geplante Baugebiet „Ackmann“ wird als weißer Schandfleck in einer ansonsten ökologischen wie bioklimatischen Fläche mit sehr hoher Bedeutung für Bremerhaven im Entwurf des Lapro (2020) aufgeführt. Die Entwertung der Natur in diesem Gebiet durch ein geplantes Neubaugebiet wird dann im Nachgang noch naturschutzrechtlich gedeckelt! Das kann ganz und gar nicht richtig sein!

- In der Konsequenz würde eine der letzten „grünen Oasen“ Bremerhavens mit all ihrer Natur für immer aus dem Landschaftsbild verschwinden!

- Das Vorhaben zerstört den „Vorort- bzw. Dorfcharakter“ von Buschkämpen (die Einwohnerzahl würde um ein Viertel steigen)! Der Straßenverkehr nimmt mit dem Bauvorhaben und der Ansiedlung neuer Einwohner drastisch zu. Daraus resultieren u.a. eine höhere Luftverschmutzung, hohe Schadstoffeinträge (z.B. Reifenabrieb, Streusalz) und Wanderungshindernisse (z.B. verrohrte Gewässerabschnitte, fehlende Uferstruktur) die unmittelbare Auswirkungen auf dort lebende Pflanzen, Tiere und Menschen haben.

- Die Zerstörung des Naturraumes und des Erholungsgebietes Thebushelmde/Ackmann betrifft und schädigt alle Einwohner und Besucher:innen Bremerhavens! Aus der Verantwortung vorheriger und zukünftiger Generationen heraus können wir die Zerstörung dieser Grünflächen nicht zulassen!
 

 


Deshalb fordern WIR die Stadt Bremerhaven dazu auf:


 

- die Änderung der Flächennutzung „Thebushelmde“ nicht zu beschließen!


 

- den Bebauungsplan „Ackmann“ nicht zu realisieren!


 

- die ökologischen Rahmenbedingungen der Stadtentwicklung zu beherzigen und Umwelt-, Natur- und Klimaschutz aus rein wirtschaftlichen Interessen nicht zu vernachlässigen!


 

- den Landschaftsverbrauch einzudämmen und Stadtrandgebiete mit Grün-, Weide- und Waldflächen nicht mehr zu bebauen!


 

- die stadtökologische Funktion des Gebiets „Ackmann“ zu erhalten (u.a. Durchlüftung und Lufthygiene) und damit die Klimawandelfolgen für die Stadt abzumildern!


 

- den Unrat und Müll, der sich auf dem Gebiet „Ackmann“ befindet zu entsorgen. Dass die zuständigen städtischen Stellen den Müll samt verlassenen Gartenlauben achtlos in der Natur verwahrlosen lassen ist Umweltverschmutzung! Sie haben als Magistrat die Pflicht für dieses Gebiet Sorge zu tragen, denn Eigentum verpflichtet!


 

- endlich in Alternativen zu denken und ökologisch verträgliche Nutzungskonzepte der Grünfläche „Ackmann“ zu entwickeln (z.B. Gärtnereiprojekte für soziale Integration und Teilhabe, einen Naturpark „Geeste“ mit dem Zweck der Naturerfahrung und der Förderung von Biotopvernetzung und Biodiversität und zusätzlich ein Landschaftsschutzgebiet vom Fleth Ackmann bis zum Reinkenheider Forst schaffen)!


 

- die Innenstadt zu beleben, grüne Haine als „Erholungs- und Abkühlungsinseln“ in den Ortsteilen zu schaffen und wenn überhaupt nur bereits versiegelte Flächen für die Wohnbebauung zu nutzen!


 

- das Gebiet als Grünfläche zu erhalten, denn Luft, Wasser und Boden sind in Zeiten von Raubbau an der Natur, Klimawandel, Auslöschung von Pflanzen- und Tierarten, sowie massivem Insektensterben ein unbezahlbares Gut Aller – und Existenzgrundlage allen Lebens!


 

- nachhaltig zu handeln, indem man die Grünfläche mitsamt dem Geotop „Alte Geesteschleife“ als wichtigen ökologischen Baustein in einer Landschaft mit Erholungswert in Bremerhaven für zukünftige Generationen erhält!

 

 

Bremerhaven, den 09.11.2022


 

Stellvertretend für die Bürgerinitiative "Die grüne Oase in Lehe" unterzeichnen:

 

Carola Gerken

Dipl.-Geol. Christian Heymann