Boden/Grundwasser

Boden

Im Gebiet Ackmann/Thebushelmde trifft man auf die Bodenregion „Küstenholozän“ (Lapro 2020, S.7/8). In den Marschen der Geesteniederung finden sich semiterrestrische Böden (Grundwasserböden), vor allem Organomarsch (Lapro 2020, S.7). Der Bodentyp „Organomarsch“ gehört zu den seltenen Böden in Bremerhaven (s. Lapro 2020, S. 54). Die alte Geestschleife ist ein Geotop (Lapro 2020).

Böden sind so zu erhalten, dass sie ihre Funktion im Naturhaushalt erfüllen können.“ (§ 1 Absatz 3 Nr. 2 BNatSchG). Im Sinne des Bundes-Bodenschutzgesetzes (BBodSchG) erfüllt der Boden die natürliche Funktion als (1) Lebensgrundlage und Lebensraum für Menschen, Tiere, Pflanzen und Bodenorganismen, (2) Bestandteil des Naturhaushalts, insbesondere mit seinen Wasser- und Nährstoffkreisläufen, (3) Abbau-, Ausgleichs- und Aufbaumedium für stoffliche Einwirkungen auf Grund der Filter-, Puffer- und Stoffumwandlungseigenschaften, insbesondere auch zum Schutz des Grundwassers (s. Lapro 2020, S. 51).

Böden mit hoher Ertragsfähigkeit finden sich in der Geestniederung (Lapro 2020, S. 52). Bei Böden mit hohem Kohlenstoffgehalt verläuft der Verlust an organischer Substanz im Boden bei entsprechender Landnutzungsänderung deutlich schneller als deren Wiederaufbau. „Daher kommt dem Erhalt der Kohlenstoffvorräte v.a. in organischen und hydromorphen Böden durch Vermeidung von Entwässerung und Grünlandumbruch eine besondere Bedeutung zu“ (Lapro 2020, S. 53). „Der Erhalt des Wasserspeichervermögens des Bodens ist ein wesentliches Element des vorbeugenden Hochwasserschutzes, da Abflussspitzen in Gewässern vermieden werden“ (Lapro 2020, S. 55).

Schadstoffe wie Schwermetalle können in Böden gebunden werden. Die Bindung erfolgt an sogenannten Austauschern (Tonminerale, Oxide) oder an organischen Bestandteilen (Humus) in Abhängigkeit vom pH-Wert. Böden mit hohem Bindungsvermögen binden bis zu einem bestimmten Maße Schad-stoffe, ohne dass es zu einer Veränderung der Bodeneigenschaften kommt. Diese Böden haben daher eine besondere Bedeutung für den Schutz des Grundwassers“ (Lapro 2020, S. 55). In Bremerhaven haben die meisten Böden ein hohes bis sehr hohes Potential eine Schwermetallbindung zu besitzen.

Das Schutzgut Boden wird beeinträchtigt bzw. gefährdet durch:

- Wassererosion (Bodenabtrag vor allem bei Flächen mit geringer bis keiner Pflanzenbedeckung),

- Versiegelung und Bebauung (Verlust von Bodenfunktion: „Böden scheiden für die Filterung, Pufferung, Transformation und damit für die Reinigung des Sickerwassers aus, Bodenlebe-wesen werden isoliert und schwer regenerierbare Pilz- und Bakterienvorkommen abgetötet, der Austausch zwischen Bodenluft und Atmosphäre wird unterbunden“ (Lapro 2020, S. 56)),

- Schadstoffeinträge (aus der Luft, sowie durch viel befahrene Verkehrswege über Abgasemissionen, Reifenabrieb und Streusalzeinsatz),

- Verdichtung (Empfindlichkeit gegenüber Bodenbearbeitung und Befahren).

Als Überschwemmungsgebiet ist die Geeste unterhalb des Tidesperrwerks festgesetzt. Über die Hälfte der Fläche wird von Grünland, Salzwiesen, Ruderalfluren und Gehölzen eingenommen. Mehr als ein Drittel ist den innerstädtischen Grünanlagen zuzuordnen, wobei ein Großteil von Kleingartenanlagen mit sehr geringem Versiegelungsgrad abgedeckt wird. Zusammengenommen sind damit 95 % der Überschwemmungsfläche von Dauervegetation geprägt.“ Ein Rückbau der Kleingartenanlagen und Bebauung mit Ein- bzw. Mehrfamilienhäusern bedeuten ein erhöhtes Bodenerosionsrisiko. 

Äußerst hoch empfindliche Böden mit beeinträchtigender Nutzung sind u.a. Organomarschen in Teilen der Geestniederung (Lapro 2020, S. 57). 


 

Im Gebiet Ackmann/Thebushelmde kommen Böden mit umweltgefährdenden Eigenschaften, sogenannte potentiell sulfatsaure Böden in einer Tiefe von 0-2 m, aber auch von 2-15 m vor (GDfB 2011, S. 3 und Karte): „In Norddeutschland treten in den Niederungs- und Küstengebieten weiträumig mineralische Ablagerungen und Torfe auf, die nach der letzten Eiszeit (Holozän) entstanden sind. Im wassergesättigten Untergrund enthalten diese Ablagerungen häufig beträchtliche Mengen an natürlichen Eisen-Sulfidverbindungen (Pyrit), die sich in den letzten Jahrtausenden dort unter Luftabschluss gebildet haben. Solche Böden werden als potentiell sulfatsauere Böden bezeichnet. Bei stabilen Lagerungsbedingungen geht von dem Material

keinerlei Gefahr für die Umwelt aus.“ Die Gefahr von diesen Böden geht bei Belüftung durch Baumaßnahmen und/oder Absenkung des Grundwasserspiegels aus: „Da solche Ablagerungen nur eine geringe Tragfähigkeit aufweisen, ergibt sich im Rahmen von Baumaßnahmen häufig der Bedarf, sie z.B. gegen Sand auszutauschen. Bei einem Aushub, prinzipiell ebenso auch bei einer Grundwasserabsenkung, kommt es zu einer Belüftung des Materials. Dabei werden die Eisen-Sulfidverbindungen durch den Luftsauerstoff oxidiert. Bei entsprechender Zusammensetzung kommt es dabei zu einer beträchtlichen Freisetzung von Schwefelsäure, auch können Schwermetalle in Lösung gehen.“ 

Im Gebiet Ackmann/Thebushelmde sind es vorrangig Überlagerungen von Ton und Torf in einer Tiefe von 2-15 m, von denen mittleres bis hohes Gefährdungspotential ausgeht (GDfB 2011, S. 9-10). In einer Tiefe von 0-2 m kommen carbonatfreie tonige brackische Sedimente vor, die auch sulfatsaure Böden aufweisen. Von diesen geht aber nur ein mittleres Gefährdungspotential aus. Bei Bebauung mit Ein- und Mehrfamilienhäusern wird im Zuge der Fundamenterrichtung tief ausgekoffert (> 10m).

Das hohe Gefährdungspotenzial ergibt sich durch (Heumann et al. 2018, S. 1): 

• „extreme Versauerung (pH <4,0), die Pflanzenschäden verursacht bzw. Pflanzenwachstum verhindert, 

erhöhte Aluminium- und Schwermetallverfüg-barkeit bzw. -löslichkeit und erhöhte Metallkonzentrationen im Sickerwasser (Überschreiten von Prüf-, Maßnahme- oder Vorsorgewerten nach BBodSchV möglich); Auswirkungen auf die aquatische Fauna und das Pflanzenwachstum; Verockerung von Dränrohren und Gräben durch Eisenaustrag, 

deutlich erhöhte Sulfatkonzentrationen im Boden- bzw. im Sickerwasser (Überschreitung von Grenz-/Schwellenwerten möglich: der Schwellenwert für Grundwasser nach GrwV beträgt 250 mg/l), 

hohe Korrosionsgefahr für Beton- und Stahlkonstruktionen.“ 

 

Grundwasser

 

Das Grundwasser steht auch in Bremerhaven „unter einem besonderen Schutz“ (Lapro 2020, S. 31). „Bereits diffuse Stoffeinträge aus der Luft, aus Altlasten und kontaminierten Standorten, aus dem Straßenverkehr etc. verändern das Grundwasser in seinen natürlichen Eigenschaften“ (Lapro 2020, S. 31). Der Grundwasserstand wird im Landschaftspropgramm (Lapro) von 2020 in den Marschen und Niederungen als „hoch und oberflächennah“ (S. 6) charakterisiert, da dieser nahezu bei NN liegt. Das Grundwasser erreicht jedoch nicht die Erdoberfläche, „da die überlagernden holozänen Weichschichten nahezu undurchlässig sind“ (Lapro 2020, S. 6). Es kommt „im oberen Bereich dieser Weichschichten [...] in ausgedehnten Bereichen zur Bildung von Stauwasser bzw. zu hoch anstehenden Bodenwasserständen“ (Lapro 2020, S.6). In den Marsch- und Geestbereichen sind jeweils zwei Hauptgrundwasserleiter ausgebildet (s. Lapro 2020, S.6/7).

In der nördlichen Geestniederung findet mit weniger als 100 mm/Jahr eine geringe Grundwasserneubildung statt (Lapro 2020, S. 61). „Prognosen weisen darauf hin, dass ab 2070 mit einem verstärkten Anstieg der Grundwasserstände in westlichen Teil Bremerhavens und auf den höheren Geestbereichen im Osten sinkende Wasserstände zu erwarten sind“ (Lapro 2020, S.61). 

Das Grundwasser wird durch folgende Faktoren beeinträchtigt bzw. gefährdet (Lapro 2020, S. 63-64):

- Versiegelung (keine Grundwasserneubildung und Speicherung von Regenwasser)

- Altablagerungen (Eintrag von Schadstoffen)

- Altlastenbedingte Grundwasserverunreinigungen (Eintrag von Schadstoffen)

Bodenversiegelungen vermindern die Grundwasserneubildung und erhöhen den Abfluss von Niederschlägen in Oberflächengewässer, vor allem über die Kanalisation. Dies kann insbesondere bei zunehmenden Starkregenereignissen im Zuge des Klimawandels zu häufigeren Hochwasserereignissen und damit verbundenen Überschwemmungen, Bodenerosion sowie schwerwiegenden Gewässerbelastungen durch Überläufe aus der Kanalisation führen“ (Lapro 2020, S. 64). „Die Versickerung von Niederschlägen hingegen nutzt die Reinigungsleistung des Oberbodens und die Filtereigenschaften des unbelebten Bodens, speist grundwasserabhängige Ökosysteme und verbessert die Wasserversorgung für Bäume in der Stadt“ (Lapro 2020, S. 64).